Mütterlein Georg Kreisler Ich sitze oft zu Hause wenn die Dämmerung beginnt, doch zünd ich die Lampe nicht an Ich denke der Jahre die hinter mir sind und frage mich ehrlich sodann: Wem soll ich für das was ich bin dankbar sein? Der Schule, dem Zufall, dem Glück? Nein, mein Dank, der gebührt einer Frau ganz allein. Und an sie denk ich immer zurück. Mütterlein, Mütterlein, du warst mehr als Gold und Geld, mann kann beinah sagen ohne dich wär ich heut nicht auf der Welt. Mütterlein, Mütterlein, oh wie warst du gut zu mir, Pokerspielen und Motoradfahrn, all das kann ich nur von dir. Nie warst du zu mir despotisch, was du nahmst, das nahmst du schnell, glücklich war ich und neurotisch, sorgenfrei und kriminell. Nie ließt du mir etwas fehlen, nein es war dein stiller Brauch, was benötigt wird zu stehlen, was man nicht benötigt auch. Als ich bei Herrn Meier einbrach zeigtest du mir jeden Schritt, als ich mir dabei ein Bein brach, da nahmst du die Beute mit. Messer immer scharf zu schleifen brachtest du mir liebend bei, nie Revolver anzugreifen außer gegen die Polizei. Mütterlein, Mütterlein war mir je etwas nicht klar, hast du alles mir genau erklärt, nur nicht, wer mein Vater war. Warum kannst du heute nicht mehr bei mir sein, wie gern hätt ich dich noch gehabt doch du brachst vor zwei Jahren in die Länderbank ein und dabei ham sie dich geschnappt Du sitzt hinter Gittern und sehnst dich raus und glaubst gar man läßt dich im Stich nein nein, Mütterlein, Mütterlein mach dir nichts daraus, die Länderbank knack ich für dich. Mütterlein, Mütterlein, weilst du jetzt auch fern von mir, weiß ich doch das wird nicht lang so sein. Eines Tag's komm ich zu dir. Kinderlein, Kinderlein, darum sage ich euch heut: Habt ihr fremdes Geld versaufet es habt ihr ein Schwesterlein verkaufet es habt ihr Kinderlein verjaget sie habt ihr Ehefraun erschlaget sie doch habt ihr noch ein Mütterlein so macht ihr allzeit Freud.